Werbung, Lotterie und Spendenbriefe – wie man Offline-Spam erfolgreich abbestellt

Mit zwei Jutebeuteln Post bin ich vom Nordsee-Städtchen wieder nach Hamburg zurückgekehrt. Und habe erst einmal sortiert: Werbung für Gesundheitsmittel und Goldmünzen, als Rechnung getarnte Angebote von Lotteriegesellschaften und Schreiben von mir teils unbekannten Spendenorganisationen. Die gute Jungfrau Maria muss ganz schön herhalten mit ihrem Namen. Mit meinem Onkel habe ich besprochen, dass ich sämtliche Werbepost und Spendenbriefe abbestelle. Bei Durchsicht der Post stellen sich mir drei Fragen: Wie stelle ich diesen Spam an Post wirkungsvoll ab? Wie kann ich beurteilen, ob eine Spendenorganisation seriös ist? Vor allem aber, wie komme ich in den nächsten Wochen an die weitere Post, um sie abzubestellen?

Beim Küchenschnack im Büro bekomme ich einen wertvollen Tipp von einem Kollegen. Er rät mir, den Nachsendeservice der Post zu nutzen. Bei Umzug oder längerer Abwesenheit gibt es ihn beispielsweise bei einem Zeitraum von sechs Monaten für knapp 20 Euro. Insgesamt ist diese Post-Weiterleitung eine gute Lösung, da es im Schnitt zirka sechs Wochen dauert, bis die Werbeunternehmen die Sperrung von Adressen in ihrem automatisierten Versand organisatorisch umgesetzt haben. Ich kann also alle weitere Post abfangen, sichten und bearbeiten. Der Kollege erzählt noch, seine Oma habe mal an der Haustür ein neues Dach für das Haus bestellt, das konnten sie zum Glück noch rechtzeitig stornieren.....

Penetrant werben mit Zertifikaten, Gewinnchancen, Sparpreisen und Emotionen.
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 Was Robinson Crusoe und der Datenschutz mit Werbebriefen zu tun haben

Im Internet finde ich bei der Verbraucherzentrale gute Hinweise, wie man mit ungewollter Werbung im Briefkasten umgehen kann. Ich greife zwei Tipps davon auf. Zum einen setze ich meinen Onkel auf die sogenannte Robinsonliste. Sie ist ein Service des Deutschen Dialogmarketing Verband e.V. (DDV), in dem sich die werbungtreibenden Unternehmen der Dialogmarketingbranche zusammen gefunden haben. In die Robinsonliste kann man sich eintragen lassen, wenn man keine Werbebriefe von Unternehmen bekommen möchte, bei denen man kein Kunde ist oder nicht ausdrücklich der Zusendung zugestimmt hat. Der Eintrag – möglich per Online-Formular – gilt fünf Jahre. Die zeitliche Begrenzung soll verhindern, dass die Robinsonliste veraltet. Ich greife noch einen zweiten Tipp auf. Für die persönlich adressierte Werbepost empfiehlt die Verbraucherzentrale, bei den einzelnen Unternehmen der Nutzung der eigenen Daten zu widersprechen und sich rechtlich auf das Bundesdatenschutzgesetz zu beziehen. Folgenden Brieftext schlagen sie vor: "Ich widerspreche der Verarbeitung oder Nutzung meiner Daten zu Werbezwecken oder für die Markt- und Meinungsforschung (§ 28 Absatz 4 Bundesdatenschutzgesetz).“

Im Namen meines Onkels schreibe ich also zirka 40 Briefe, Spendenorganisationen inbegriffen. Manche Unternehmen haben Dienstleister für den Versand der Werbepost beauftragt, an die ich mich direkt wenden muss. Der Hinweis findet sich in der Regel im Kleingedruckten. Jedem Brief lege ich eine Kopie meiner Vorsorgevollmacht bei – ohne geht es nicht. Außerdem gebe ich den Unternehmen immer noch eine 2-Wochen-Frist mit konkretem Datum, um der Datensperrung nachzukommen, mit dem zusätzlichen Hinweis, mich ansonsten an den Landesdatenschutzbeauftragten zu wenden. Das hat ganz gut funktioniert. In der Regel bekomme ich von allen angeschriebenen Unternehmen eine schriftliche Bestätigung über die Sperrung der Daten.

Spendenorganisationen – wie finde ich die schwarze Schafe heraus?

Halleluja – mein Onkel hat ein gutes Herz und im Laufe der Zeit an diverse Organisationen Geld überwiesen: nph Deutschland, Malteser, Amnesty International, Gebende Hände – Gesellschaft zur Hilfe für notleidende Menschen in aller Welt, Christoffel-Blindenmission cbm, missio – Internationales Katholisches Missionswerk, action medeor – Das Medikamentenhilfswerk, St. Josefs Indianer Hilfswerk, Die Schwestern Maria, Kirche in Not .... Alle senden ihm daher regelmäßig Spendenaufforderungen gespickt mit Überweisungsträgern zu, damit er sofort etwas für sein Gewissen tun kann. Mir unbekannte Organisationen legen mitleidsheischende Fotos von Kindern aus Afrika, billige Plastik-Rosenkränze und Kreuz-Anhänger bei. Mir fällt sogar ein Brief in die Hand, wo ein Telefonat mit meinem Onkel und die sofortige, regelmäßige halbjährliche Abbuchung von 50,- Euro bestätigt werden. Das macht mich richtig sauer und ich frage mich, wie man überhaupt schwarze Schafe von den seriösen Spendenorganisationen unterscheiden kann?

 

Die  DZI Spendenberatung liefert wertvolle Hinweise, da sie das Geschäftsgebaren von Hilfsorganisationen prüft und ein Spendensiegel verteilt. Sie ist Teil des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), eine Stiftung hinter der unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als Träger steht. Das DZI Siegel ist gesellschaftlich anerkannt und soll Transparenz, Leistungsfähigkeit, seriöse Spendenwerbung und sorgfältige Mittelverwendung nachweisen. Es kann von größeren, gemeinnützigen Organisationen, die mindestens 25.000 Euro Geldspenden in den zwei letzten abgeschlossenen Geschäftsjahren nachweisen können, beantragt werden. Dabei wird ein Kostenbeitrag fällig, der nach oben hin gedeckelt ist. Bei weniger finanzstarken Organisationen geht man davon aus, dass sie eher lokal tätig sind und daher besser eingeschätzt werden können. In der DZI Datenbanksuche kann nach Namen gesucht werden, was sich als eher schwierig erweist, da bei Organisationen mit gleichen Begriffen eine hohe Trefferzahl angezeigt wird. Besser funktioniert es, sich die Listen der Organisationen mit bzw. ohne DZI Siegel anzeigen zu lassen und dann konkret unter dem Anfangsbuchstaben nach der Spendenorganisation zu suchen. Außerdem gibt es Unterseiten mit Organisationen, von denen das DZI abrät bzw. mitteilt, dass eine Einschätzung nicht möglich ist. Beim St. Josef Indianerhilfswerk finde ich beispielsweise den Hinweis „nicht förderungswürdig“ mit einer umfangreichen Begründung, die sich auf beigelegte Geschenke zur Werbepost und auf einen zu hohen Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben bezieht. Interessant!

 

Bis die Abbestellung von Spendenbriefen und sonstiger Werbung wirksam ist, habe ich täglich zirka sieben Briefe im Kasten. Kein Wunder, dass mein Onkel überfordert war.

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Kommentare: 5
  • #1

    Rüdiger (Sonntag, 01 Januar 2017 20:08)

    Danke für die tolle Anleitung, hätte ich damals gern gehabt. ..

  • #2

    Steffi (Montag, 02 Januar 2017 17:09)

    Ditto, sehr hilfreich. Es ist Wahnsinn wie viele Briefe da zusammen kommen. Beunruhigend, wie die Geier lauern diese Unternehmen bei den Rentnern rum...

  • #3

    Kathrin (Mittwoch, 04 Januar 2017 23:13)

    Unglaublich was Du alles zusammen getragen hast. Habe ich weiter gegeben .... Danke!!!

  • #4

    ML (Mittwoch, 25 Dezember 2019 00:27)

    Der persönlich adressierten Post kann man sich in ganz hartnäckigen Fällen auch wie folgt entledigen:
    Man schreibt die Unternehmen freundlich an, berichtet über den bevorstehenden Umzug und gibt als neue Adresse seinen Namen versehen mit der Anschrift eines anderen Unternehmens an, das Werbebriefe verschickt.
    So schicken sich die Unternehmen gegenseitig die Briefe zu.

  • #5

    Neurentner-64 (Samstag, 21 November 2020 12:56)

    Vielen Dank für die tolle Anleitung! Heute (Nov. 2020) so aktuell wie 2017!